Dieses Kapitel beschreibt, wie man Debian GNU/Linux von einem vorhandenen
Unix- oder Linux-System aus installiert, ohne den
menügeführten Installer zu verwenden, der im Rest dieses Handbuchs
beschrieben wird. Dieses „Einmal-quer-durch-die-Installation“-HowTo
wurde erbeten von Leuten, die von Red Hat, Mandrake oder Suse zu
Debian GNU/Linux wechseln. In diesem Kapitel gehen wir davon aus, dass Sie
ein wenig Erfahrung mit *nix-Befehlen haben sowie mit der Navigation
durch das Dateisystem. In diesem Abschnitt symbolisiert ein $
einen Befehl, der im Homeverzeichnis des Benutzers
ausgeführt wird, während #
bedeutet, dass das
Kommando im Debian-chroot ausgeführt wird.
Sobald Sie das neue Debian-System nach Ihren Wünschen konfiguriert haben, können Sie Ihre evtl. vorhandenen eigenen Dateien hinüber verschieben und loslegen. Deswegen wird dies auch die „zero-downtime“-Debian GNU/Linux-Installation (Installation ohne eine Zeitspanne, während der das System nicht verfügbar ist) genannt. Es ist ebenso ein geschickter Weg, mit Hardwarekomponenten zurechtzukommen, die sich sonst nicht gut mit verschiedenen Boot- oder Installationsmedien vertragen.
Benutzen Sie die *nix-Partitionierungsprogramme des vorhandenen Systems, um Ihre Festplatte nach Bedarf neu zu partitionieren; erstellen Sie zumindest ein neues Dateisystem plus Swap. Sie benötigen mindestens 150MB Speicher für eine Nur-Konsolen-Installation oder ein Minimum von 300MB, wenn Sie vorhaben, X zu installieren.
Dateisysteme auf Ihren Partitionen erzeugen:
um ein Dateisystem auf einer Partition zu erstellen, zum Beispiel ein
ext3-Dateisystem auf /dev/hda6
(dies soll in diesem
Beispiel unsere root-Partition sein):
# mke2fs -j /dev/hda6
Um stattdessen ein ext2-Dateisystem zu erzeugen, lassen Sie das
-j
weg.
Initialisieren und aktivieren Sie den Swap (passen Sie die Partitionsnummer für Ihre geplante Debian-Swap-Partition an):
# mkswap /dev/hda5 # sync; sync; sync # swapon /dev/hda5
Hängen Sie eine Partition (wahrscheinlich die neue) als /mnt/debinst
ins
Dateisystem ein (das Installationsverzeichnis; es wird das
root-(/
)-Dateisystem des neuen Debian). Der
Einhängepunkt (/mnt/debinst
) ist rein willkürlich
gewählt; es wird später noch öfter darauf verwiesen.
# mkdir /mnt/debinst # mount /dev/hda6 /mnt/debinst
Falls Sie Teile des Dateisystems (z.B. /usr) auf andere Partitionen eingehängt haben möchten, müssen Sie diese Verzeichnisse manuell erstellen und einhängen, bevor Sie mit dem nächsten Schritt weitermachen.
Das Programm, das auch der Debian-Installer benutzt und das als offizielle
Methode angesehen wird, ein Debian-Basissystem zu installieren, ist
debootstrap. Es nutzt wget und
ar, aber ansonsten hängt es nur von
/bin/sh
ab. Installieren Sie wget
und ar, falls es noch nicht auf Ihrem laufenden System
vorhanden ist; dann laden Sie debootstrap herunter und
installieren es ebenfalls.
Wenn Sie ein rpm-basiertes System haben, können Sie alien verwenden, um das .deb in ein .rpm-Paket umzuwandeln oder Sie laden sich eine rpm-Version von http://people.debian.org/~blade/install/debootstrap herunter.
Oder Sie nutzen die folgende Prozedur, um es manuell zu installieren. Erstellen Sie ein Arbeitsverzeichnis, in das Sie die .deb-Pakete entpacken.
# mkdir work # cd work
Das debootstrap-Binary finden Sie im Debian-Archiv (achten Sie darauf, die richtige Datei für Ihre Architektur zu verwenden). Laden Sie das debootstrap.deb aus dem Pool herunter, kopieren Sie es in das Arbeitsverzeichnis work und extrahieren Sie daraus die Binär-Dateien. Sie benötigen root-Rechte, um die Binär-Dateien zu installieren.
# ar -xf debootstrap_0.X.X_arch.deb # cd / # zcat /full-path-to-work/work/data.tar.gz | tar xv
Beachten Sie, dass Sie eine minimale Version von glibc
(derzeit GLIBC_2.3) installiert haben müssen, um debootstrap
starten zu können. Zwar ist debootstrap selbst ein
Shell-Script, aber es ruft verschiedene Werkzeuge auf, die
glibc
erfordern.
debootstrap kann die benötigten Dateien direkt vom
Archiv herunterladen, wenn Sie es starten. Sie können in dem folgenden Befehl jeden
Debian-Archivspiegel-Server statt http.us.debian.org/debian
einsetzen, vorzugsweise einen Spiegel in Ihrer Nähe. Eine Liste aller Spiegelserver
finden Sie auf http://www.debian.org/misc/README.mirrors.
Wenn Sie eine Debian GNU/Linux-Sarge-CD eingelegt und in /cdrom
eingehängt haben, können Sie statt der http-URL auch eine file-URL angeben:
file:/cdrom/debian/
.
Setzen Sie in dem folgenden debootstrap-Befehl für
ARCH
eine der folgenden Architekturbezeichnungen
ein:
alpha
,
arm
,
hppa
,
i386
,
ia64
,
m68k
,
mips
,
mipsel
,
powerpc
,
s390
oder
sparc
.
# /usr/sbin/debootstrap --arch ARCH sarge \ /mnt/debinst http://http.us.debian.org/debian
Sie haben jetzt ein echtes, aber noch etwas mageres Debian-System auf der Festplatte. Wechseln Sie mit Chroot hinein:
# LANG= chroot /mnt/debinst /bin/bash
Sie müssen die Datei /etc/fstab
erzeugen.
# editor /etc/fstab
Hier ein Beispiel, das Sie sich anpassen können:
# /etc/fstab: static file system information. # # file system mount point type options dump pass /dev/XXX / ext3 defaults 0 1 /dev/XXX /boot ext3 ro,nosuid,nodev 0 2 /dev/XXX none swap sw 0 0 proc /proc proc defaults 0 0 /dev/fd0 /mnt/floppy auto noauto,rw,sync,user,exec 0 0 /dev/cdrom /mnt/cdrom iso9660 noauto,ro,user,exec 0 0 /dev/XXX /tmp ext3 rw,nosuid,nodev 0 2 /dev/XXX /var ext3 rw,nosuid,nodev 0 2 /dev/XXX /usr ext3 rw,nodev 0 2 /dev/XXX /home ext3 rw,nosuid,nodev 0 2
Nutzen Sie den Befehl mount -a
, um alle Dateisysteme,
die Sie in /etc/fstab
angegeben haben, einzuhängen; um
die Dateisysteme einzeln einzuhängen, benutzen Sie:
# mount /path # z.B.: mount /usr
Sie können das proc-Dateisystem mehrfach einhängen und in frei wählbare
Verzeichnisse, obwohl /proc
dafür üblich ist. Wenn Sie nicht
mount -a
verwendet haben, stellen Sie sicher, dass
Sie proc einhängen, bevor Sie weitermachen:
# mount -t proc proc /proc
Der Befehl ls /proc
sollte jetzt ein nicht-leeres
Verzeichnis zeigen. Falls dies fehlschlägt, können Sie vielleicht proc
außerhalb der chroot-Umgebung einhängen:
# mount -t proc proc /mnt/debinst/proc
Um Ihre Tastatur zu konfigurieren, verwenden Sie:
# dpkg-reconfigure console-data
Um Ihr Netzwerk einzurichten, müssen Sie die Dateien
/etc/network/interfaces
,
/etc/resolv.conf
und
/etc/hostname
anpassen.
# editor /etc/network/interfaces
Hier sind ein paar einfache Beispiele aus
/usr/share/doc/ifupdown/examples
:
###################################################################### # /etc/network/interfaces -- configuration file for ifup(8), ifdown(8) # See the interfaces(5) manpage for information on what options are # available. ###################################################################### # We always want the loopback interface (die Loopback-Schnittstelle wird # immer benötigt). auto lo iface lo inet loopback # To use dhcp (wenn Sie DHCP benutzen möchten): # # auto eth0 # iface eth0 inet dhcp # An example static IP setup: (broadcast and gateway are optional) # (ein Beispiel für eine statische IP-Einstellung / broadcast und gateway # sind hierbei optional): # auto eth0 # iface eth0 inet static # address 192.168.0.42 # network 192.168.0.0 # netmask 255.255.255.0 # broadcast 192.168.0.255 # gateway 192.168.0.1
Tragen Sie die Adresse Ihres/Ihrer Nameserver(s) sowie
Suchregeln in /etc/resolv.conf
ein:
# editor /etc/resolv.conf
Eine einfache /etc/resolv.conf
:
search hqdom.local\000 nameserver 10.1.1.36 nameserver 192.168.9.100
Geben Sie den Hostnamen Ihres Systems ein (zwischen 2 und 63 Stellen lang):
# echo DebianHostName > /etc/hostname
Wenn Sie mehrere Netzwerkkarten haben, sollten Sie die Namen der
Treibermodule in /etc/modules
in die richtige
Reihenfolge bringen. Während des Bootens wird dann jede Karte die
Schnittstellenbezeichnung (eth0, eth1, etc.) bekommen, die Sie erwarten.
Setzen Sie die Zeitzone, fügen Sie einen normalen Benutzer hinzu und wählen Sie die Paketquellen für apt, indem Sie Folgendes ausführen:
# /usr/sbin/base-config new
Um Ihre lokalen Einstellungen anzupassen, wenn Sie nicht Englisch verwenden möchten, installieren Sie das Paket locales und konfigurieren es:
# apt-get install locales # dpkg-reconfigure locales
BEACHTEN SIE: APT muss vor diesem Schritt eingerichtet werden, z.B. während der base-config-Phase. Bevor Sie locales mit anderen Zeichensätzen als ASCII oder latin1 verwenden, lesen Sie das dazugehörige „Localization“-HowTo.
Wenn Sie vorhaben, dieses System zu booten, wollen Sie wahrscheinlich einen Linux-Kernel und einen Bootloader. Sie finden verfügbare, bereits fertig paketierte Kernel mit dem Befehl
# apt-cache search kernel-image
Um einen Kernel Ihrer Wahl zu installieren, benutzen Sie seinen Paketnamen.
# apt-get install kernel-image-2.X.X-arch-etc
Um Ihr Debian GNU/Linux-System bootfähig zu machen, richten Sie Ihren Bootloader ein, so dass er den installierten Kernel mit Ihrer neuen root-Partition startet. Bedenken Sie, dass debootstrap keinen Bootloader installiert, allerdings können Sie apt-get in Ihrer Debian-chroot-Umgebung benutzen, um dies zu erledigen.
Lesen Sie info grub
oder man
lilo.conf
, um Informationen über die Einrichtung des Bootloaders
zu bekommen. Wenn Sie das Betriebssystem, das Sie zur Installation von Debian benutzt
haben, behalten möchten, müssen Sie lediglich einen Eintrag zur vorhandenen
grub-menu.lst
oder zu lilo.conf
hinzufügen. Die Datei lilo.conf
können Sie auch auf Ihr
neues Debian-System kopieren und dort bearbeiten. Rufen Sie danach lilo auf
(bedenken Sie: lilo nutzt die lilo.conf
relativ zum
System, von dem aus Sie es aufrufen).
Hier ein grundsätzliches Beispiel einer /etc/lilo.conf
:
boot=/dev/hda6 root=/dev/hda6 install=menu delay=20 lba32 image=/vmlinuz label=Debian